Unser Boden, unsere Erde

Laudatio zu dem Film „Unser Boden, unser Erbe“ von Marc Uhlig
Carola Pekrun
Der Dokumentarfilm „Unser Boden, unser Erbe“ von Marc Uhlig wird prämiert, weil er einen Lebensraum in den Blick nimmt, der bisher kaum beachtet wurde, für die Serviceleistungen der Ökosysteme aber eine zentrale Rolle spielt.
Ohne Boden keine Pflanzen, ohne Pflanzen keine Tiere, auch keine Menschen. Biodiversität ohne Boden ist nicht möglich. Und deshalb ist der Schutz des Bodens die absolute Voraussetzung für alles andere, letztendlich für unser Überleben.
Das Thema wird spannend und sehr nah an seinen Protagonisten, den Betreibern eines Demeterhofs, behandelt. Damit nimmt der Film sich eine Nische des ökologischen Anbaus vor, die als flächendeckende Alternative für die gesamte Landwirtschaft wohl kaum realistisch ist, den Kontrast zur konventionellen Wirtschaftsweise aber am deutlichsten werden lässt. Er zeigt, wie aufwendig diese Form der Bewirtschaftung ist und was sie den Menschen, die sich dafür entschieden haben, abverlangt. Dennoch beziehen Marc Uhligs Demeter-Bauern ihre Zufriedenheit im wahrsten Sinne des Wortes aus ihrer Hände Arbeit. Hier sind die Bilder manchmal etwas pathetisch, aber sie schaffen Respekt vor der Landwirtschaft. Schließlich wächst das Gemüse nicht im Supermarkt.
Auf die Grenzen bio-dynamischer Bewirtschaftung machen vor allem konventionelle Landwirte aufmerksam, indem sie auf ökonomische Zwänge und die internationale Verflechtung der Märkte verweisen. Es hätte dem Film nicht geschadet, wenn er auch der Kritik, die man den Demeter-Idealen entgegenhalten kann, Raum gegeben hätte. Auf der Positivseite wiederum sensibilisiert er dafür, dass erosive Niederschläge sowie Humusabbau infolge des Klimawandels den Schutz des Bodens immer schwerer machen und dass gerade wegen des Klimawandels Bodenschutz immer dringlicher wird.
Die Jury hat lange diskutiert, auch kontrovers, ist sich aber einig darin, dass Marc Uhligs Film auf jeden Fall zu Diskussionen anregt und vor allem die Zuschauer:innen auffordert, sich Fragen zum eigenen Handeln zu stellen: Wie wollen wir leben? Wie
gehen wir mit dem Boden um, von dem wir uns ernähren? Was macht uns glücklich, ein hoher Ertrag/guter Verdienst oder das Wissen, dass wir mit unseren Ressourcen nachhaltig wirtschaften? Warum überlegen wir beim Einkauf nicht häufiger, wo unser Essen herkommt? Wieso sparen wir so gern bei unserer Ernährung?
Die Beantwortung dieser Fragen und verändertes Konsumverhalten sind die Basis für eine Transformation der Landwirtschaft, die dringend nötig ist – auch zum Erhalt der biologischen Vielfalt.
Wir gratulieren Marc Uhlig und seinem Team zum Preis.